och- und Spätmittelalter; 900 – 1500
- 13.07.892 Das erste gesicherte geschichtliche Ereignis auf heutigen sächsischen Gebiet von dem wir Kenntnis haben, führt uns in die unmittelbare Nachbarschaft unseres Heimatortes. Der mittelalterliche Bischof von Merseburg und Geschichtsschreiber Thietmar von Merseburg (*25.07.975, + 01.122.1018) beschreibt in seiner Chronik, die als eine der wichtigsten Quellen für die Geschichte des ostfränkisch – deutschen Reiches um die Jahrtausendwende gilt, die Ermordung des Bischofs Arno (Arn) von Würzburg auf der Heimkehr von einem Zuge gegen die Böhmen am 13.07.892. In der deutschen Übersetzung der Chronik Thietmars lesen wir im ersten Buch , Punkt 3 folgende Zeilen
Quelle. “Die Chronik Thietmar`s, Bischof von Merseburg” nach der Ausgabe der Monumenta Germaniae, übersetzt von Dr. I.C.M. Laurent, Berlin, Verlag von Wilhelm Besser, 1848
Die angefügte Karte zeigt die Grenzen des Gaus Chutizi. Zur Orientierung folgende Städtenamen: Lipzck – Leipzig, Rocholenz – Rochlitz, Zwickowe – Zwickau
- Alfred Meische liefert in seinem Beitrag “Zuckmantel und die Todesstätte Bischof Arns von Würzburg” in: Neues Archiv für Sächsische Geschichte, XXXI, 1910, Seiten 307 – 314 einen Nachweis der geographischen Lage des Ereignisses. Demnach müssen wir diese im Bereich zwischen der Leipziger Straße ( B 95 ) und Herrenhaide sowie zwischen der ehem. Wasserschänke und dem Recenia – Gebäude am jetzigen Abzweig von der ehem. B 95 und der Straße nach Burgstädt- suchen. In diesem Bereich in der Nähe der Herrenhaide befand sich auch eine Kapelle, welche wahrscheinlich später zum Andenken an Bischof Arno von Würzburg errichtet wurde. Diese wurde aber im sog. “Bruderkrieg” ( 1445 – 1450 ) geplündertund verfiel. Das älteste Kirchensiegel der Kirchgemeinde Wittgensdorf soll deren Ruine darstellen. Genaueres erzählt uns die Sage vom Glockenborn:
Quelle: Unser Wittgensdorf, RIEDEL Verlag Röhrsdorf, 1994
Kirchensiegel der Kirche zu Wittgensdorf
Im Volksmund war dieses Gebiet auch als sog. Mordgrund bekannt und selbst in offiziellen Dokumenten Sachsens (Meilenblätter von Sachsen, Blatt 1-180, Berliner Exemplar) Beschreibung: Röhrsdorf, Wittgensdorf, Kändler, Hartmannsdorf. Blatt 153 aus: Meilenblätter von Sachsen, 1791, Blatt 153 als solcher benannt.
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um 1150 Im Zuge der deutschen Ostkolonisation im Rahmen des hochmittelalterlichen Landesausbaus belehnte der Deutsche Hochadel seine Reichsministerialien mit Land in den noch unerschlossenen Gebieten östlich der Saale. Ein Hugo von Warta welcher sich später Hugo von Waldenburg nannte, wurde mit Ländereien in der Region Rochlitz – Chemnitz – Glauchau belehnt. Mitten darin lag unser Dorfgebiet, noch bedeckt von unberührter Wildnis. Diese Land nützte ihm jedoch recht wenig.
- Zur Erschließung seines Lehens wies er deshalb rheinisch-fränkischen Bauern aus dem Raum zwischen Köln und Mainz Rodeland in diesem Gebiet an. Unter diesen Auswanderern müssen auch viele Einwohner unserer Gegend ihre Vorfahren suchen. Solch ein Treck unter der Führung eines Wittigo (oder ähnlich) wurde auch in den Landstreifen zwischen den kleinen Bächen Bara (Bahrebach) und Murschnitz, zwischen Chemnitzaue (Chemnitzfluss) und „Hoher Straße“ (Leipziger Straße) eingewiesen. Für den Waldenburger war damit des “Wittigen” Dorf entstanden. Die folgende Darstellung zeigt die groben Umrisse der Wittgensdorfer Ortsflur. Gut zu sehen sind die sog. “Hoffluren”, d.h. die einzelnen, den Bauern zugeordneten Ländereien.
- 1200 es haben sich verschiedene Gewerbe entwickelt. Es gibt Mühlen, Bäckereien, Hufschmieden, Steinbrüche.
- 1254 Urkunde vom 09.07.1254 in der Papst Innocenz IV. verleiht dem Benedictinerkloster zu Chemnitz das Patronatsrecht über die Pfarrkirche St. Jakobi (jetzt: Innere Klosterstraße) daselbst.
Quelle: Urkundenbuch der Stadt Chemnitz und ihrer Klöster, in : Codex Diplomaticus Saxoniae Regiae - 1346 soll Wittgensdorf in den Meißener Bistumsartikeln erstmalig erwähnt worden sein. In verschiedenen noch vorhandenen Abschriften lässt sich jedoch kein gesicherter Nachweis über diese “Ersterwähnung” führen, da es sich nachweislich um Exemplare aus den Jahren 1495 bzw. 1605 handelt.
Quelle: “Die Meissener Bistumsartikel” in: Codex Diplomaticus Saxoniae Regiae - 1404 Erste gesicherte namentliche Erwähnung von Wittgensdorf in einer Urkunde betreffend die Verleihung der Kapelle “Unserer lieben Frauen” zu Markersdorf bei Penig mit allen Rechten an Thilo Haßen durch Albrecht, Burggraf von Leisnig und Graf Wirth, seinen Sohn im Jahre 1404
Quelle: Diplomataria et Scriptores Historiae Germanicae medii aevi.Band II,
Hrg.: Chr. Schoettgen und Chr. G. Kreysig, Altenburg 1755
- 1415 Bei einer Reparatur des Kirchturmdaches fand man im sog. Kirchturmknopf eine auf das Jahr 1415 datierte
Abschrift mit folgender Überschrift bzw. Text:Merkwürdigkeiten so im Knopf des Kirchturms zu Wittgensdorf enthalten sind, auch was sich sonst merk würdiges in dieser Kirchfahrt zugetragen hat.
Anno 1415 fielen die Hussiten in Sachsen ein und verheerten alles um Chemnitz herum, dieses Wittgensdorf ist auch fast zu Grund verwüstet worden.
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1479 Meister Arnold von Westfalen nimmt Bauten am Schlosse Rochsburg vor, ebenso am Hofe zu Wittgensdorf (Arnold von Westfalen (1425 bis 1481) war sächsischer Landesbaumeister und der Erbauer Albrechtsburg in Meißen. Er gilt auch als Erbauer der Burg Kriebstein, von Schloss Rochsburg und des Torhauses des Dresdner Schlosses. In den Jahren von 1470 bis 1481 leitete er die Um- und Ausbauarbeiten auf Schloss Rochsburg. Während dieser Arbeiten besuchte er wie o.a. Wittgensdorf und gab Anweisungen bei der Errichtung eines oder mehrer Gebäude.